Space Painting
Jul 15, 2011 bis Aug 20, 2011

Ma Shuqing

Für Ma Shuqing ist die Malerei eine Möglichkeit des visuellen Denkens. Auf zweidimensionalen Bildflächen gestaltet er dreidimensionale Raumkonstruktionen durch konkrete Flächenaufteilung. Sichtbare Raumperspektive, klare Farbauswahl sowie Spuren des malerischen Prozesses vereinen sich in fast allen Bildern seiner abstrakten Malerei. Durch die Betrachtung der Bilder wird nach und nach malerische Energie freigesetzt. So erlebt man eine Welt von Raum und Zeit, die über die visuelle Sensibilität hinaus geht.
Ma Shuqing wurde 1956 in Tianjin geboren. Sein in Tianjing begonnenes Kunststudium schloss er 1995 in München ab. Danach lebte er einige Jahre in Paris.  Zur Zeit lebt und arbeitet er in Beijing und Paris. Seit zwei Jahrzehnten forscht er im Bereich der abstrakten Malerei.  "Die Farbe und die Malerei sollen für sich sprechen." Unter diesem Motto begleitet die geistige Sehnsucht seine künstlerische Praxis überall.
 

Ma Shuqing
Nebenbei gedacht
 
Zeit, Raum, Farbe – nur darum geht es in meiner Malerei.
Für mich gibt es nur zwei Arten von Farben: deckende und durchscheinende.
Ich versuche, mittels der sichtbaren Farben die unsichtbare Zeit und die Leere erfahrbar zu machen. Obwohl mein Ziel so einfach scheint, muss ich jedes Mal einen komplexen und unvorhersehbaren Prozess durchlaufen. Malerei ist anderes als Fotografie, die in wenigen Augenblicken Bilder hervorbringt. Sie entsteht aus einem sehr persönlichen Prozess während des Malens. Das ist auch der Grund, warum sich das Produkt, also das Bild, dem Betrachter nicht so leicht erschliesst; denn der Prozess ist für den Betrachter unsichtbar.
Dass das Malen heute immer schwieriger wird, liegt daran, dass die Leinwand, lange bevor wir überhaupt beginnen, längst nicht mehr weiss ist – sie ist voll von allen je gemalten Bildern!
Ich denke oft, dass weibliche Betrachter einen leichteren Zugang zu meiner Malerei haben, denn es passiert oft, dass Frauen über meine Bilder sagen: "Diese Farben sind wunderschön. Wie haben Sie das nur gemacht?" "Schön" und "wie" – das ist eigentlich meine ganze Arbeit. 
Männer hingegen fragen meistens: "Was stellt Ihr Bild dar?"
Ein Laie kann natürlich sagen: "Ich mag diese oder jene Farbe." Ein Maler jedoch darf das nicht, kann das nicht, denn jede Farbe hat das Potenzial, herauszuleuchten. Wichtig für einen Maler ist nicht, ob es die rote Farbe ist, sondern welche Farbe neben ihr platziert wird, und wie sie dort platziert wird. . .
Malerei ist eine visuelle Sprache, die wir nur dazu geschaffen haben, um besser hinzuschauen. Unser Gehirn kontrolliert, wie wir etwas "sehen". So ist unsere Art zu schauen keinesfalls objektiv, und deshalb können wir mit unseren Augen die Malerei oft nicht erfassen.
Ein Konzept ist ein äußerst fragiles und zerbrechliches Ding. Kunst braucht keine komplizierten Konzepte, im Gegenteil: Kunst ist für den Künstler ein Weg, komplizierte logische Konzepte zu vereinfachen und ihnen Gestalt zu geben.
Ich habe mir angewöhnt, Bilder, die ich zu verschiedenen Zeiten begonnen habe, abwechselnd immer wieder weiter zu bearbeiten. Ich kann aber nicht endlos im gleichen Malstil arbeiten. Oft geschieht es, dass ich eine gewisse Stufe erreiche und dann frustriert und entmutigt bin, weil ich einfach nicht weiterkomme. Aber dann weckt ein andersartiges Werk meine Leidenschaft erneut!


Art Reflections
Painting does not replicate the world we see. Painting is in another world.  Time, space and colour - these are all that there is about my paintings. The mystery of painting lies in representing invisible time and space with visible colours through the process of painting. For me there are only two kinds of difference between colours: one is transparent while the other is not. What sets photography apart from painting is its process. Unfortunately it is impossible for the spectator to be present throughout the entire process of painting. When faced with a painting, we are used to ‘read’ with the means characteristic of a narrative or thought, which makes it impossible for our view to confront the painting with complete neutrality. Only through a  ‘tactile viewing’ can we really experience the colour, texture and spatiality of a painting, as well as its breathing. The best state of an artist is his uncertainty in creating a particular piece. Once he is full of confidence, he starts to repeat himself.

Ma Shuqing





"Space Painting"
15. July 2011 - 20. August 2011
Opening on Friday, 15. July 2011, 18:00 - 21:00
 
Artists:
Ma Shuqing (China / France)
 
For Ma Shuqing painting is a way of visual thinking. On two-dimensional painting surfaces, he crates three-dimensional spatial constructions by means of the concrete division of planes. A visible spatial perspective, a resolute choice of colour as well as traces of the painting process are to be found in almost all his abstract painting. By visual perception of his works painterly energy is gradually released. His works slowly release their artistic energy. Thus a world of time and space is experienced, going beyond the scope of visual sensitivity.
Ma Shuqing was born in Tianjin in 1956. He completed his studies in Fine Arts in Munich in 1995, having begun in Tianjing. After that he lived in Paris for several years. Now he lives and works both in Beijing and Paris. For the last two decades he has been conducting research into the field of abstract painting. “Colour and painting should speak for themselves.” This his his guiding principle and the inspiration for his art.





VON HOLGER LODAHL - zuletzt aktualisiert: 29.07.2011

Stadtmitte (RP). Als Ruobing Chen vor fast 20 Jahren nach Düsseldorf kam, war er an der Kunstakademie einer der wenigen chinesischen Studierenden. Inzwischen ist Chen erfolgreicher Künstler.

Nun hat er sich einen Wunsch erfüllt. Zusammen mit seinem Bruder Zhengda eröffnete er eine Galerie. "Wir zeigen chinesische abstrakte Kunst in Düsseldorf", sagt Chen. Er nutzt für das Ausstellungsprogramm seine Kontakte, die er durch sein Studium an der Kunstakademie Düsseldorf knüpfen konnte. Sein Bruder Zhengda hingegen geht auf Reisen, um sich über Maler in China zu informieren und deren Werke nach Düsseldorf zu holen.
"Es gibt viele interessante Maler in China", sagt Chen. Doch es während es Künstler in Deutschland schon nicht ganz leicht haben, sich nach ihrem Studium zu etablieren, gibt es für chinesische Kreative ganz andere Probleme. Statt nach ihrem Studium ganz offiziell als Freischaffende zu arbeiten, unterrichten viele Künstler an Schulen und arbeiteten eher nebenbei in ihren Ateliers an ihrer eigenen Kunst. "Den Beruf des selbständigen und freiberuflichen Malers gibt es in China nicht", sagt Chen. Eine beruflich schwierige Situation, die in der westlichen Welt aufmerksamer und kritischer beobachtet werde als in China selbst, sagt Chen.
Diese andere Sicht der Zustände in China sei auch der Grund, aus dem viele chinesische Künstler Mitte der 2000er-Jahre wieder in ihre Heimat zurückgingen. Ma Shuqing etwa: Der 55-jährige Künstler hat in München studiert, arbeitete in Paris und zeigte seine Arbeiten in vielen Galerien Europas. Er entschloss sich vor einigen Jahren, dem demokratischen Westen den Rücken zu kehren, um wieder in der Volksrepublik zu leben und zu arbeiten. "In China hat Shuqing Freund und Familie", sagt Chen. "Diese Gemeinschaft und die Heimat wiegt schwerer als eine angespannte berufliche Situation."
Für die Galerie Shi Fang Fine Art kam Ma Shuqing nach Düsseldorf. Unter dem Titel "Space Painting" zeigt er eine Auswahl seiner Arbeiten: Geometrische wirkende Malerei auf Leinwand.
Shuqings Ausstellung ist bereits die sechste Schau bei den Chens. Wer die Präsentation besuchen möchte, hat es beim ersten Mal gar nicht mal so leicht, die Galerie Shi Fang zu finden. An der von Baustellen geplagten Elisabethstraße sind Parkplätze knapp, und der Eingang zur Galerie liegt recht unauffällig in einem Hinterhof. Doch obwohl der Galerie ein großes Schaufenster fehlt und – jedenfalls jenseits der Öffnungszeiten – nur ein Klingelschild auf den Kunstraum verweist, haben die Chens ihre Wahl nicht bereut. "Der Platz hier ist super-passend", sagt Ruobing Chen. Die weißen Galeriewände machen aus jedem Zimmer einen farbneutralen Raum, der das spröde Äußere vergessen lässt und die Bilder zur Geltung bringt. Die Werke, die Ma Shuqing präsentiert, passen genau in das Konzept der Galerie: Moderne abstrakte Malerei aus dem Reich der Mitte.