Anlässlich des 77. Geburtstages des Bildhauers und Malers Josef Mössmer widmet SHI FANG Fine Art vom 29. März bis zum 26. April 2014 dem Darmstädter Künstler eine Einzelausstellung mit dem Titel „Bündelungen der Kraft“.
Die Ausstellung präsentiert Skulpturen und Malereien aus verschiedenen Epochen von Mössmers Schaffen. Die Werke des gebürtigen Westfalen sind von seinem Streben nach der absoluten Form geprägt. Josef Mössmer erschafft auf Grundlage gotischer Architekturprinzipien eine spannende moderne Formensprache. Auf den ersten Blick ähneln seine organischen Formen denen großer Künstler des 20. Jahrhunderts, doch sein Weg dorthin ist fundamental eigen.
In einem Natursteinwerkbetrieb aufgewachsen, beschäftigte Mössmer sich schon von klein an mit Steinen. Trotz der Bedenken seiner Familie hat er nach seiner Steinmetzlehre 1955 das Studium der Bildhauerei in Köln und Münster aufgenommen. Seine Skulpturen sind in Wahrheit von der Bautechnik gotischer Kirchen geprägte Architekturen, die er als Restaurator erlernt hat. Seine Skulpturen sind Neuinterpretationen der klassischen Bündelpfeiler, an denen ein Bündel halbrunder Dienste empor strebt um das Kirchengewölbe zu tragen. Mössmer nennt diese Dienste „Pässe“, ein Begriff der aus der mit dem Zirkel konstruierten Ornamentik des gotischen Maßwerks stammt. In seinen Skulpturen stehen diese Drei- oder mehr-Pässe im Mittelpunkt. Sie werden von ihm im „taille direkt“ Verfahren frei bearbeitet, bis sie die von ihm angestrebte Harmonie erreichen.
Die weiche Formensprache der Werke Mössmers steht im Gegensatz zu dem konstruierten Ausgangspunkt seiner Arbeiten. Es geht ihm immer darum eine Spannung zwischen Statik und Dynamik aufzubauen und mit ihr zu spielen. Seine abstrakten Bilder können sich als Grundrisse solcher asymmetrischer Bündelpfeiler lesen lassen, denen er durch das farbige Hinterlegen der einzelnen Schichten, ein neues, eigenständiges Leben verschafft.
Mit der Stadt Düsseldorf verbindet Mössmer viel und das nicht nur weil einige seiner Skulpturen im öffentlichen Raum zu sehen sind. Die Jahre in denen er in Düsseldorf gearbeitet hat waren prägend für ihn. Er ging im Atelierhaus ein und aus und hat dort viele Künstlerfreunde gefunden. So zum Beispiel den Begründer der Rastermalerei Hajo Bleckert mit dem er die Ansicht teilt, dass Kunst auf Wissenschaft basiert. Auch bei seinen Kollegen war er schon für seine sehr eigene Herangehensweise an die Kunst bekannt, der Bildhauer Norbert Kricke fasst es mit den leicht tadelnden Worten „Du mit Deiner Kölner Dombaugotik“ zusammen.
Nach längeren Aufenthalten in Frankreich und Spanien, lebt und arbeitet der Künstler heute in Darmstadt. Der Stein bleibt Josef Mössmers bevorzugtes Material, doch die bei SHI FANG Fine Art ausgestellten Skulpturen bezeugen, dass er ebenso gekonnt mit anderen Materialien wie Holz oder Stahl arbeiten kann und seine Bilder ihre ganz eigene Aussagekraft haben.
Im Gespräch mit Josef Mössmer
Geführt von Felicitas von Droste zu Hülshoff
Darmstadt, 1. März 2014
Herr Mössmer wie ist es dazu gekommen, dass sie Bildhauer geworden sind?
Das bedingt einmal aus Familientradition heraus, meine Eltern, mein Vater insbesondere, die kommen aus der Natursteinbranche. Wir haben ein Natursteinwerk unten in Süddeutschland, in Weilheim in Oberbayern. Bei uns im Betrieb arbeiteten immer Bildhauer, so dass ich als kleines Dötzchen schon meinen eigenen Arbeitsplatz hatte. Ich konnte kaum laufen, da hatte ich schon eine Arbeitsecke mit Werkzeugen und allem drum und dran. Und ich war natürlich immer voller Begeisterung neben den Kollegen, also unseren Altvordern, die bei uns arbeiteten und bewunderte deren Arbeit. Ursprünglich sollte ich natürlich etwas völlig anderes tun, als das was ich heute mache. Nämlich sollte ich das Werk übernehmen. Das habe ich natürlich nicht gemacht. Da hat natürlich die ganze Familie die Hände über den Kopf geschlagen „um Gottes Willen, wenn Du das machst, guck sie dir alle an“ und dann wurden alle aufgezählt mit Namen, der Professor Wackerle und wie sie alle hießen die hier bei uns damals auftauchten. Und es waren ja alles arme Schlucker. Mit einer rühmlichen Ausnahme der Professor Wackerle, der mich auch richtig dahin trieb „Du musst Bildhauer werden“ hat er gesagt. Damals besuchte ich das Gymnasium und ich wollte eigentlich das Abitur machen und an der Uni München studieren.
Meine Mutter ist eine Westfälin, die kommt aus dem Münsterland. Und mein Vater hat schon vor dem Zweiten Weltkrieg einen Zweitbetrieb, da unten in Westfalen in Bocholt gegründet, was sich aber hauptsächlich mit Restaurierungsarbeiten an alten gotischen Kirchen beschäftigte. Sehr erfolgreich, es war ein großer Betrieb, es waren 30 Steinmetze, die bei uns arbeiteten. Und auch dort waren immer Bildhauer, mein Vater war im Krieg gefallen, aber alle wussten ja, dass dort die Werkstatt von meinem Vater existierte in Westfalen, also auch parallel zu Oberbayern und es kamen daher auch immer Bildhauer die gerne bei uns arbeiteten. „Frau Mössmer kann ich bei Ihnen in der Werkstatt...“ „Ja, geh’ mal rin!“ und auch da war ich immer dabei.
Welches ist für Sie die Hauptinspirationsquelle wenn Sie arbeiten? Sie schreiben ja, dass Sie auf der Suche nach der absoluten Form sind und dabei sich mit Konstruktionen behelfen.
Also, all mein Tun beruht auf diesen Konstruktionskanon, was man auch aus meinen Werklisten entnehmen kann. Es steht minutiös darin wie, was entsteht.
Und die ist von gotischen Architekten entnommen, die Idee der Konstruktion?
Im Grunde kommt die Begeisterung für das Konstruieren von meiner Ausbildung. Ich war lange Zeit in Münster und habe dort an den gotischen Kirchen restauriert. Und wenn man zum Beispiel ein Maßwerk Fenster machte, dann musste man das im Maßstab 1:1 auf großen Kartons aufkonstruieren auf einen sogenannten Reißboden. Und diese einzelnen Teile des gotischen Masswerkfensters wurden dann aus der Zeichnung rausgeschnitten, das waren dann die sogenannten Schablonen. Die dann verteilt wurden in der ganzen Hütte, bei all den Steinmetzen, die sich da rumtummelten und jeder kloppte dann so ein Teil und die wurden nachher zusammen gefügt.
Ist das eigentlich auch etwas, dass Sie in Ihren Bildern machen? Liegt denen auch eine Schablone zugrunde?
Der Geist kommt so zusagen daher, es motzen auch alle immer wieder rum. In Düsseldorf hat schon damals Norbert Kricke, der mich eigentlich sehr schätzt, gesagt „Du mit Deiner Kölner Dombaugotik!“. So hat er mich aufgezogen.
Und woher kommt die Farbe in Ihren Bildern?
Ja, der Anfang ist die Konstruktion. Diese Konstruktion, was man hier an Skizzen sieht, das könnte ja auch ein theoretischer Grundriss einer Skulptur sein, wenn man die durch schneidet. Oder wie diese Scheibengrafiken. Sie beruhen auf diesem System der Konstruktion, diese Raster, dann ist das auch logisch, dass man das auch farbig umsetzt und so sind die Bilder entstanden. Zu malen fing ich 1956 an, damals habe ich die ersten Strukturbilder, von denen in der Ausstellung zwei gezeigt werden, gemalt. Das andere, was unter dieser K-Serie läuft, das kam erst viel später hinzu. Die Konstruktionen waren immer da. Das musste ich haben. Die kleine Arbeit da links ist z.B. ganz früh, so um 1956 rum, entstanden. Das setzt voraus, dass man erst mal so einen Dreipass konstruiert. Und diese ersten Arbeiten, von denen ich noch drei habe, die hatten noch einen anderen Titel. Heute heißen meine Skulpturen in der Regel „Statisch-dynamisches Bündel aus...“ und dann kommt Dreipass, Fünfpass usw. Und am liebsten immer die ungeraden Zahlen, nicht die geraden. Weil das heilige Zahlen sind. Alle Fünfecke, Siebenecke, Neunecke, Dreier auch noch wie die Trinität usw.
Und der Begriff Bündel?
Die frühsten Arbeiten nannte ich statische Bündel. Weil die ganz streng sind, in der Gotik nennt man das Dienste. Wenn sie in die gotische Kathedrale gehen sehen Sie so genannte Bündelpfeiler. Und der einzelne Bündel ist der Dienst. Die Dienste übernehmen das Gewicht des Gewölbes. Dazwischen sind die Kapitäle, aber das kommt ja bei mir nicht vor. Das ist das Netzgewölbe, dann läuft die Gewölberippe auf einem Dienste in einen Bündelpfeiler nach unten. Der nächste Schritt war das aufzunehmen was im Grundriss vorhanden ist in der Konstruktion und in die Vertikale zu bringen. Und seitdem heißen meine Sachen statisch-dynamisches Bündel.
Ihre Arbeiten werden oft mit denen von Constantin Brancusi oder Hans Arp verglichen. Was halten Sie davon? Liegt da eine Verwandtschaft vor?
Das höre ich zwar auch immer, ich grolle da zwar im Innerlichen, denn ich habe mit Hans Arp nichts zu tun. Das ist in so weit der Fall, weil es alles weiche Formen sind, aber die Entwicklung, die Entstehung die liegt bei mir auf einer völlig anderen Basis. Die Verwandtschaft ist in sofern da, als das es alles weiche Formen sind. Aber die Entwicklung, die Entstehung liegt bei mir auf einer völlig anderen Basis. Im weitesten Sinne kann man da natürlich schon etwas sehen und die Säule als solche gibt es ja schon seit Ägypten. Das ist nichts Neues. Und wenn Brancusi zum Beispiel die Endlossäule gemacht hat, dann ist das doch auch keine neue Entdeckung in der Kunst, sondern er hat nur ein Element aus der Architektur, so wie ich es auch tue, aus der Architektur rausgerissen und zu eine eigenständigen Skulptur geprägt.
Würden Sie sagen, dass Ihre Skulpturen für den öffentlichen Raum gedacht sind?
Ja, es stehen welche im öffentlichen Raum. Aber es sind wenige. In Düsseldorf zum Beispiel stehen zwei. Gekauft worden ist das von der Firma Horten, die hat ja in Düsseldorf den Skulpturenpark da am Seesterngarten. Dann ist Horten aufgelöst worden und ist heute im Besitz von der Metro. Und die Metro hat den ganzen Skulpturenpark zerstört, also alles rausgerupft. Und das steht jetzt, sehr schlecht, da bin ich sehr unglücklich drüber, da wo jetzt die neue Verwaltung von der Metro ist. Da steht die Skulptur. Das ist eine etwa 2,50m hohe Arbeit.
Sie haben ja selber auch lange in Düsseldorf gelebt, nicht wahr?
Ja, ja die wesentlichen Jahre sind in Düsseldorf gewesen. Aber, ich bin immer wieder im Ausland gewesen. Ich war mal vier Jahre in Frankreich und dann war ich ganz lange ich Spanien. Und dann pendelte ich auch immer zwischen Düsseldorf und Darmstadt hin und her. Das geht seit 1962 schon so. Der Hauptgrund waren Kollegen von mir, die ständig nach Düsseldorf zu anderen Kollegen fuhren, in Düsseldorf gab es ja dieses Atelierhaus in der Sittarder Strasse. Daher kenne ich auch Norbert Kricke. Da war ich auch, abgesehen von meinen eigenen Ateliers die ich natürlich auch hatte in Düsseldorf. Meine letzten Ateliers hatte ich in Lohausen. Dort kamen aus München zu meinem Kollegen und Freund, Clemens Pasch hieß er, viel Besuch da war immer die Bude voll. Einer war darunter der hieß Gyuri von Kovats, das war eigentlich mein bester Freund. Der hat uns immer hier nach Darmstadt gelotst „Ihr müsst unbedingt nach Darmstadt kommen!“. So entstand diese Pendelei zwischen Düsseldorf und Darmstadt mit vielen anderen. Hier habe ich auch häufig bei der Sezession mit ausgestellt. Aber richtig geprägt in Düsseldorf hat mich der Vorläufer der Rastermalerei, das wird ja alles verschwiegen heutzutage, das ärgert mich sehr, es gab in Düsseldorf einen Maler Hajo Bleckert. So steht er auch beim Roh, beim Wember und beim Kultermann, der ist der Begründer der Rastermalerei. Das war eigentlich parallel zur Zero Gruppe, nur haben die sich untereinander nicht vertragen. Er lebt ja leider nicht mehr, das ist die Tragik, deswegen habe ich auch gar kein Kontakt mehr. Im Grunde sind alle meine ganzen Freunde und Kollegen alle tot. Auch hier in Darmstadt. Ich bin der bittere Rest von der ganzen Chose. Aber mit Hajo Bleckert war ich sehr befreundet und wir haben vieles zusammen gemacht. Er hat mich auch sehr geprägt was auch so in die Literatur rein ging. Ich komme ja aus einem streng katholischen Haushalt, nicht. Bei uns war ein Francois Villon oder Gottfried Benn oder hier der Fabri und alle diese ganzen Leute, die waren nicht bekannt. Die habe ich durch meinen Freund kennen gelernt. Natürlich auch dann damals im Haus Lange Yves Klein. Und dann war ich befreundet mit dem Charles Wilp, dem Werbefotografen. Mit Alfred Schmela haben wir uns nie vertragen, wir haben uns immer gezankt. So ging das.
Haben Sie im Moment besondere Projekte und Pläne? Etwas woran Sie gerne noch weiter arbeiten möchten?
Ja, ich habe die Pläne immer weiter zu machen. Es entwickelt sich immer aus der Arbeit heraus. Aber es bleibt jetzt. Ich habe nicht vor meinen Stil komplett zu ändern. Das werde ich bis zum bitteren Ende zu Ende führen.
Haben Sie ein Lieblingsmaterial mit dem Sie arbeiten?
Bedingt durch meine Ausbildung ist das natürlich in erster Linie der Stein. Da amüsiert sich auch jeder drüber, denn wenn ich irgendwo hin fahre, sei es in Südspanien, sei es in Ägypten, ist meine erste Frage immer „Was gibt es hier für Steine?“. Der Stein interessiert mich am meisten. Er interessiert mich mehr zum Beispiel, weil er härter ist und weil er widerstandsfähiger ist. Aber hauptsächlich ist das die Ausbildung. Weil ich schon als kleines Kind mit den Steinen rum machte.
Woran arbeiten Sie im Moment am meisten, an Skulpturen oder an Malereien?
Das ist auch so eine Sache. Im Winter bevorzuge ich das malerische Arbeiten. Hier drin (im Atelier) kann ich unmöglich am Stein klopfen, ich muss nach draußen. Die beiden ergänzen sich für mich. Die Entwicklung, die Entstehung, dass ist die Konstruktion, aus denen entstehen die Skulpturen erst mal. Das kann ich Ihnen zeigen. Erst mal wird, in diesem Falle hier, ein Oktogon gemacht der aufgerissen wird, dann gibt es zwei Linien, das sind immer die tiefen Stellen, die sich Spindelförmig hochwellen an der Skulptur. Und so gibt es unendlich viele Möglichkeiten. Von einbündelig, dreibündelig theoretisch bis zu 24 bündelig. So auch in der vertikalen Abwicklung. Eins, zwei, drei, vier, fünf immer die ungerade nach Möglichkeit. Oder nur Dreier. So ist das ist der Ablauf bei der ganzen Chose.
Wie lange arbeiten Sie an einer solchen Skulptur?
Es kommt darauf an. Das hier zum Beispiel, die teuerste Arbeit die ich hier zur Zeit habe, (ca. 1m groß), das ist ein Porphyr wie Granit, also ein ganz harter Stein, das kommt aus dem Fichtel Gebirge, dieses Material. Und wenn man diesen Stein ganz durch schleift und poliert, so wie er hier steht, das die Struktur des Steines wieder rausleuchtet, dann ist man da Monate mit beschäftigt. Alle Arbeiten sind grundsätzlich Unikate mit ganz wenigen Ausnahmen, das sind die Bronzen, die ich dann in Hochglanz poliere, da könnte man mal einen zweiten Guss von machen.
Wieso machen Sie eigentlich immer diese weiche Formen?
Das weiß ich nicht. Das ist meine Sprache. Ich möchte auch unverkennbar sein. Wenn man irgendwo hin geht und es steht eine Arbeit von mir da, dann möchte ich auch, dass man von 10 km Abstand schon sieht, dass es eine Arbeit von mir ist.
Ich finde diesen Kontrast so spannend zwischen der geometrischen-mathematischen Konstruktion und dem finalen Ergebnis, den weichen, organischen Formen.
Es wird ja auch wieder aufgelöst letztendlich, diese Strenge, wie sie hier im Anriss der Arbeit zu sehen ist, ganz streng konstruiert. Einmal eine gelbe Spindel die hoch geht, einmal die rote die Gegenläufig ist zu der anderen. Hinterher wenn ich mit Hammer und Meißel an der Arbeit sitze, dann habe ich zwar die großen Anhaltspunkte, aber hinterher arbeite ich ganz frei. Dann messe ich nicht mit dem Zirkel noch genau ab, ob dass es einen Millimeter höher oder tiefer liegt. Dadurch werden die ganzen Formen freier. Dann kommt auch die Verwandtschaft eventuell zu Hans Arp, dann wird es auch sehr vegetarisch. Aber ich habe nicht vor geometrischen Formen, also strenge Kuben oder so etwas zu machen. Es gibt schon so viele die das machen. Mein Bestreben ist schon etwas Unverkennbares zu machen, das kein anderer macht. Meine eigene Formensprache zu finden.
Pensée sur mon oeuvre
Ars sine scienta nihil est
Jean Mignot 1391 au congrès des maîtres d’oeuvres à Milan
Im meinem ganzen Oeuvre geht es um die Suche nach dem Akkord wie in der Musik, nach der absoluten Form, verankert in einer sensiblen Realität, das Zusammengehen von emotionaler und suggestiver Inspiration mit einer reinen Formgebung. Auf der Suche nach Gleichklang der statischen Formen werden Elemente aus der Natur in einem tektonischen Aufbau vereinigt. Meine Skulpturen betonen fast immer die Vertikale.
Das Wissen und der Gebrauch von Winkel und Zirkel ist das ABC meines Metiers, die durch meine Passion für die Geometrie bestimmt wird. Die Konstruktion ist das Mittel – die Skulptur das Resultat.
Die Quelle meines Oeuvres ist die Kunst des Risses aus dem Proportionskanon des gotischen Reißbodens. Die polygonalen geometrischen Raster sind die Zentren für die Kreisbögen, aus denen ein Kurvenraster entsteht, welche den möglichen Grundriss eines Ensembles von Bündelungen meiner Skulpturen bestimmen. So entstehen statisch-dynamische Bündelungen vom Zweipaß bis zum Neunpaß und seine Verdopplung (Rotation axial). Ich bevorzuge die ungerade Zahl = Nombre sacré par excellence.
Für mich ist der Ausgangspunkt für eine Arbeit bestimmt durch das Formproblem von Bewegung und Gegenbewegung, Rhythmus und Gegenrhythmus, Statik und Dynamik.
Meine Arbeiten werden immer „en taille directe“ ausgeführt und sind kennzeichnend für die geschlossenen Formen, die ich in dieser Technik anwende. In meinen Arbeiten ist naturgemäß die größtmögliche Einfachheit mit einer expressiven Kraft verbunden. Das Wichtigste ist das Volumen im Raum zum Leben zu bringen, so daß in der Formexpression das Licht auf der Oberfläche der Skulptur spielt.
Meine Arbeiten werden vorzugsweise mit den klassischen Materialien des Bildhauers – Stein, Holz und Bronze – ausgeführt.
Josef Mössmer